Es ist klar, dass sich die Situation für Letopis zwei Jahre nach der Gründung (1826) verbesserte, als die literarische, wissenschaftliche und kulturelle Institution Matica srpska in Pest gegründet wurde. Seitdem steht die Zeitschrift unter der Obhut dieser bedeutenden Nationalinstitution. In der Einführung des 4. Heftes des 1. Buches für das Jahr 1826 schrieb Jovan Hadžić die Proklamation: Lieber Anverwandte, hier ist die Zeitschrift Letopis srbski. Mit Liebe und viel Elan wird sie für Dich von der Matica srpska herausgegeben, die für Dich und für Deinen Ruhm gegründet wurde, für Dich arbeitet, für Dich atmet...“ So wurde die Gründung von Matica srpska bekannt gegeben und Letopis erscheint von damals bis heute als ihre Zeitschrift. Seitdem erscheint die Zeitschrift regelmäßig, mit kleineren Unterbrechungen während großer historischer Ereignisse: 1835-1836 (während Bachs Absolutismus, als die Arbeit der Matica srpska für kurze Zeit eingestellt wurde), 1848-1849 (zur Zeit der Revolution in Österreich-Ungarn), während des Ersten und Zweiten Weltkriegs.
So eine unglaubliche Kontinuität ist noch ungewöhnlicher, weil die serbische Kultur wegen schwerer Angelegenheiten, die die stürmischen historischen Ereignisse und der große Druck der imperailistischen Weltmächte hervorriefen, mit großen und öfteren Entwicklungsdiskontinuitäten zu tun hatte. Heutzutage, wenn das imperialistische Erbe der großen Mächte aufs Neue erforscht wird und wenn man nach Wegen der Herstellung des postkolonialen Diskurs sucht, ist Letopis Matice srpske ein ausgezeichnetes Beispiel eines gewidmeten, kulturellen, friedenschaffenden Wirkens auf die Integration serbischer Kultur innerhalb europäischer und Weltrahmen, wo alle authentischen Werte, auch die kulturellen Werte sgn. kleinerer Völker ihren Platz finden sollten. Mit anderen Worten stellt die Dauer von Letopis Matice srpske eine authentische, kulturelle Antwort eines kleinen Volkes dar, das bereit ist, sich den grausamen Mechanismen imperialistischer und kolonialer Mächte zu widersetzen und energisch nach komplizierten Wegen zu suchen, damit es auch selbst am Bau planetarer, globaler Kultur der Menschheit teilnehmen kann.
Wichtig ist die Tatsache, dass Letopis während der ganzen Zeit ihrer Dauer zentrale serbische Zeitschrift war und blieb, die danach strebt, die geprüfte Werte serbischer Literatur, Wissenschaft und Kultur zu vereinigen. Ihre Mission erfüllte die Zeitschrift Letopis Matice srpske mit wechselndem, aber unzweifelhaftem Erfolg. In dem Sinne ist die Verpflichtung von Redakteuren, dass sie an der Erkennung der Vollkommenheit, Komplexität und Spitzenwerte serbischer Literatur und Kultur arbeiten. Die Redakteure sollten danach streben, dass die Zeitschrift eine Stelle ist, wo sich literarische und kulturelle Werte filtrieren, so dass dabei alle Vorurteile und Grenzen verschiedener poetischer, generationsmäßiger und kultureller Zugehörigkeiten der Schriftsteller überschreitet werden. Die Zeitschrift widmet große Aufmerksamkeit der Literatur anderer Völker (z. B. deutscher, frazösischer, russischer, polnischer, englischer, amerikanischer Literatur usw.), so waren ganze Hefte fremden Literaturen (ungarischer, deutscher Literatur usw.) und ihren Beziehungen zur serbischen Kultur gewidmet.
Obwohl es während zwei Jahrhunderte langer Tradition von Letopis Matice srpske mehrere Kritiken vor allem wegen konservativen Sprachgebrauchs bei der Herausgabe gab, war und ist es für viele Generationen von Schriftstellern, Literaturhistorikern, Historikern, Kritikern und anderen Kulturarbeitern, sowohl für anerkannte Schriftsteller und Experte auf unterschiedlichen Gebieten als auch für junge Autoren und Forscher eine Ehre und ein Privileg, für die älteste Zeitschrift in Europa zu schreiben.